Junge-Donau 950 Kilometer Gegenwind

Junge Donau Radtour 9. – 20. Mai 2019

Der erste Teil der Donau wurde abgeschlossen, alle acht Radler sind in Passau heil angekommen und ich habe noch bis Wien zugelegt. Die Wetterbedingungen waren katastrophal. Eine für diese Jahreszeit unübliche Kälte und mehrtägiger Regen sowie ständiger Gegenwind.

Donauquelle Fürstenbergstraße Donaueschingen

Anreise Bruck/L. – Wien – Salzburg – München – Ulm – Donaueschingen


Hundemüde, morgens um 5:45 bringt uns Bruder Franz zum Bahnhof. Anreise mit der Bahn nach Donaueschingen. Es wird stressig, wegen Gleisbauarbeiten haben wir nur fünf Minuten um den Folgezug zu erreichen. Mit Hilfe einiger nachsichtiger Passagiere schafften wir es,.. Au-weh… die Aufzugsdamen sind verschwunden, kamen dann doch noch in letzter Sekunde. Zweiten Umstieg in München ohne Probleme, jedoch den letzten Zugwechsel haben wir fast verschlafen, es ist nochmals stressig geworden.

Nach viermaligem umsteigen nach Donaueschingen, wir habe es geschafft. Von der Bahn haben wir genug, ab nun schwören wir auf das Bike.

Um 16:30h in Donaueschingen angekommen, da gehen sich noch zwei kleine Destinationen aus. Zum symbolischen Donauursprung und zum Donauzusammenfluss von Brigach und Breg.

Alle acht Biker, Renate, Fritz, Irmgard, Josef, Hans, Iris, Karin, Leopold

Tag 1

Donaueschingen – Hausen 74 Kilometer

Heute wollen wir 74 Kilometer bis nach Hausen schaffen. Die Wetterprognose ist nicht sehr radlerfreundlich. Wir erwarten Kälte und Regen. Um 9:00h starten wir zum ersten Etappenziel nach Hausen, noch regnet es nicht. Eine sehr gute Unterkunft hatten wir beim
Hotel Restaurant zum Hirschen
Herdstrasse 5
78166 Donaueschingen
Das Start – Dinner am Vorabend, hat sehr gut geschmeckt.

Erster Radtag herrliches Wetter sehr gute Radwege, eine landschaftliche Augenweide. Am Nachmittag überraschten uns einige Regentropfen, auf den feucht gewordenen Sand- und Schotterwegen wurden unsere Räder dann doch noch schmutzig.

Tag 2

Hausen im Tal – Munderkingen 82 Kilometer

Am zweiten Tag keine freudige Wettervorhersage, es kam aber dann doch noch die Sonne heraus. Die Hoffnung auf ein schönes Wetter lebt in jedem von uns weiter. Kurzerhand entscheidet sich Fritz für die Straße, ein Abkürzer ist nicht gerade mein Ding, ich möchte am Radweg bleiben. Für ein paar Kilometer trennen wir uns, Iris, Irmgard und ich bevorzugen den idyllischen Radweg.

Den zweiten Tag haben wir mit 82 Kilometer hinter uns. Wir sind wieder mal mit einem blauen Auge davongekommen. Gegen aller Wetterprognosen blieben wir trocken. Der lange Weg zerrte in den Knochen, ein heftiger Rückenwind kam uns zugute. In Riedlingen wo wir gegen 13:30h unser verspätetes Mittagessen einnahmen, lief gerade der Stadtmarathon. Die uns von der Bahnhofswirtin empfohlene Alternativeroute lehnten wir ab, da hätten wir unser Navi komplett umstellen müssen.

Tag 3

Munderkingen – Ulm 55 Kilometer

Kühler Tag bricht an. Mit dem Nass verbleiben wir noch verschont. Das Frühstück sehr gut, noch besser war das Konditoreis, die Regenbogenkugel gibt es nur da, es war eine Eiskugel extra für Kinder, wo alle Sorten gemischt sind. Nur 55 Kilometer bis Ulm haben wir heute vor. In Blaubeuern wollen wir uns noch den Blautopf ansehen und in Ulm zum Abschluss eine Stadtbesichtigung.

Ein sehr kalter Tag, noch dazu ist es windig. Diesmal aber nicht Rückenwind wie am Vortag sondern ordentlicher Gegenwind. Meter für Meter kämpfen wir uns voran, endlich in Blaubeuern, in der Gaststätte kein Platz, wir haben doch noch eine Ecke bekommen ( = Muttertag). Zum Schrottplatz mit Hans eine Extrarunde, er will den Kettenbruch an Renates E-bike beheben. Das abmontierte Kettenglied wird dringend benötigt. Ganz besonders Erlebnis wird die zügige Stadtdurchfahrt bis vor dem Dom in Ulm, Fritz und sein Navi ein unverzichtbares Gespann.

Tag 4

Ulm – Donauwörth 94 Kilometer


Es ist trocken, aber leider noch immer kalt. Am vierten Radtag haben wir viel vor. Es sollen heute 95 Kilometer werden, Ziel Donauwörth.


Der Klassiker darf natürlich auch nicht fehlen. Schnell ein Foto danach spielt das Navi verrückt. Das übliche Reboot usw. Die lieben Kollegen außer Sichtweite……es geht alleine weiter. Wäre gut wenn “Einer” von der Gruppe mir wenigstens mitteilen würde ob sie vorne oder hinter mir sind. Irgendwann hole ich sie doch wieder ein. Eisiger Gegenwind, Fritz als erster bekommt den Wind voll ab, alle anderen können zumindest versuchen im Windschatten zu fahren. Ich überlege ob nicht gehen schneller ist, die letzten Kilometer werden mir zu bunt, ich breche aus, erhöhe die Trittfrequenz und ziehe alleine zum Ziel. Nach 500 Meter bemerkte ich dass sich Iris anhängt, es wird ein Kraftakt. Beide am Limit kommen wir mit unserem 10 Kilometer Sprint am Ziel an. Nach zehn Minuten trudelt fix und fertig der Rest ein.

Es zählt nur mehr eine warme Dusche…..

Tag 5

Donauwörth – Ingolstadt 65 Kilometer

Wieder keine gute Wetterprognose, es soll fünf Grad kälter werden. Wir versuchen es mit der Tatsache, dass wir heute 30 Kilometer weniger fahren uns zu erheitern.

Es wird immer kälter, Fritz hat wieder einen Staßenabkürzer gefunden, ich nehme lieber den Radweg. In Neuburg an der Donau finden wir endlich eine Labstelle. Nur noch zwanzig Kilometer bis nach Ingolstadt. Mit einer Panne blieben wir bisweilen verschont, aber es musste ja einmal sein. Ein bevorstehender Kettenriss, wir brauchen einen Radshop. Am Damm vor Ingolstadt bläst uns ein Orkan ins Gesicht. Ich sehe ein Mädel rechts unten, die Haare flattern nicht, vielleicht ist es unten nicht so böig, also runter und wieder rauf usw. jeder Meter wird zur Qual. Warum biegt Fritz nicht zur Unterkunft ab? Ich wundere mich, na gut er nimmt die nächste Brücke, doch, der Klassiker Navi – Ausfall….. muss ja auch noch sein. Ich übernehme die letzten Meter. Endlich in der Unterkunft, wir suchen noch einen Radshop, die Damen bleiben im Hotel.

Tag 6

Ingolstadt – Bad Abbach 75 Kilometer

Es ist immer noch kalt. Ich probiere ein zweites Trikot, mal sehen ob das besser wird. Die neu gekauften Langfinger Radhandschuhe teste ich mal.

Unvergessliche Verpflegung durch unseren Metzker Poldi Scharmer am Schiff mit Wildwürstel, Speck und Brot…… durch den ersten Donaudurchbruch.

Wieder einmal ein ereignisreicher Tag. Morgens besichtigen wir Ingolstadt, beschaffen uns noch Verpflegung am Markt für den ganzen Tag. Fritz hat es heute eilig, ich komme manchmal nicht nach, möchte mich nicht stressen. Aber den Track beherrsche ich zeitweise besser, so kommt es, dass ich mehrmals unverhofft “Erster” werde. Es schleicht sich ein Fehler ein, einer von der Gruppe wird bei der Abfahrt einfach vergessen. Oh meine Herren, bitte nicht so eilig……. Zur Ermunterung organisiert Fritz eine Flasche Birnenbrand, doch im Trubel fällt die Falsche um, betrunken ist nur das Gras geworden.

Tag 7

Bad Abbach – Reibersdorf 78 Kilometer

Das Wetter ist noch immer schlecht, wir nehmen es schon gelassen. Die Unterkunft wie das Wetter auch sehr schlecht, Dusche kaputt , keine Seife, noch dazu wenig geheizt. Kein Wunder, das wir alle eine viertel Stunde früher abradeln wollen, nur die einheimischen Schachspieler scheinen sich da wohl zu fühlen. Auch das unbekannte Spargelgetränk konnte uns nur kurz erwärmen.

Bis Regensburg ging es zügig voran, irgendwie bin ich aus unerklärlichen Gründen nach vorne gekommen. Bin als erster Radler beim Dampfnudel Uli. Die Gruppe trudelte 10 Minuten später ein, aber leider beim Dom. Der Besuch bei den Dampfnudeln bleibt unvergessen. Der Chef persönlich führt uns durch die leckere Kulinarik. Regensburg verdient seinen Namen denn es nieselt dort, danach regnet es und wird immer stärker.

Kurz nach Straubing muss ich die Führung übernehmen, Fritz musste in den Radshop. Bei strömenden Regen spinnt mein Navi, natürlich sofort alle Probleme, falsche Straßenseite, versperrter Weg, Brückenauffahrt gesucht und Akku geht zur Neige. Um voran zu kommen trete ich in die Pedale die Gruppe kommt nur schwer nach. Und wenn sich das Gesicht deiner Beifahrer zum Lächeln verwandelt, dann weißt du, dass du es geschafft hast.

Tag 8

Reibersdorf – Windorf 73 Kilometer

Die lang ersehnte Sonne ist noch nicht da. Aber es ist trocken, es soll besser werden. Die Unterkunft war heute besser, der Koch hielt eher einen Notbetrieb aufrecht. Entschuldigte sich mit einer Unmenge Schnaps.

Winkelmeierhof unsere rettende Unterkunft, der Chef verabschiedet uns. Es regnet nicht, es ist auch nicht mehr kalt. Beim Fritz ist wieder mal das Handy ausgefallen, er macht mit Irmgards Ersatzphone weiter. Plötzlich fällt mir als letzter Radler eine falsche Richtung auf. Ich korrigiere, es gelingt mir erst spät die Situation zu sondieren und per Anruf die Gruppe zu verständigen.

Wir kommen wieder zusammen. Mein Kette freut sich schon aufs Öl vom Poldi.

Der Radweg vor Deggendorf ein Alptraum und nach Deggendorf eine Riesenumleitung aber wenigstens gut beschildert. Eine Bäckerei auf der Strecke verkauft kein Bier. Wegen der Toilette bleibe ich zurück, in der Toilette geht das Licht aus, ich finde nicht mehr raus. Wir haben heute zwar schönes Wetter, aber bei weitesten der härteste Radtag. Fritz kann es nicht erwarten zu einem Bier zu kommen, mit ein paar Zusatzkilometer schafft er es zum Krügerl, das Goldene vom Nesslberg.

Tag 9

Windorf – Ottensheim 109 Kilometer

Es geht ins Finale, ab heute bin ich alleine, möchte bis vor Linz kommen. Leider habe ich nur mehr mein Smartphone, es darf nicht kaputt gehen. Trotz widriger Umstände (keine Ersatzteile sowie Schlechtwetter) versuche ich wie im Vorfeld angekündigt, bis Wien zu kommen. Wie geplant ist für die restliche Gruppe Passau das Ende.

Jetzt muß ich auch noch schieben

Heute sind es 110 Kilometer geworden, 22 Kilometer bis Passau die übliche deutsche Infrastruktur. Wenig Labstellen und etwas Feldwege dabei. Nach Passau bis vor Aschbach dann die Paradiesstrecke. Wesentlich mehr Radinfrastruktur in Österreich. Das Wetter war schön, Wind aber noch dabei. Unterkunft finde ich im Landgasthof Rodlhof in Ottensheim, es sind nur noch 12 Kilometer bis Linz.

Tag 10

Ottensheim – Metzling 97 Kilometer

Ein neuer Radtag, bis Persenbeug muss ich es heute schaffen, das sind wieder hundert Kilometer. Mit dem Wind habe ich seit Donaueschingen kein Glück, immer Gegenwind. Die erste Rast mache ich erst in einer Bikerstube nach 30 Kilometer. Das Wetter ist unwirtlich. Der Weg wird auch schlecher.

Bin froh, dass ich in Linz durch bin. Eine Baustellenumleitung nach der anderen. Das Industriegebiet ist auch nicht gerade eine Augenweide. Noch dazu der Gegenwind auf dem langen Dammradweg. Es überholen mich sehr viele RR-Biker, Abstand lassen die keinen, Glocke haben die auch keine. Der Radtourismus ist hier zuhause, man hört nur englisch, ich habe den Eindruck das hier jeder sein nagelneues E-bike testen will. Die Modellvielfalt dieser Räder ist beachtlich. Am Nachmittag kommt noch ordentlich Wind auf und das noch am ungeschützten Damm. Wolken ziehen auf und einen Regenguss überlebe ich gerade noch in einem Unterstand. Zu guter letzt noch Probleme mit der Unterkunft. Heute habe ich einen schlechten Radtag hinter mir. Zum Schluss ist mir fast das Rad bei einem Fotoshooting in die Donau gefallen. Tja, man sollte auf das Schiff im Hintergrund auch achten.

Ein Selfie muss dann doch noch sein, das Schiff das mir meterhohe Wellen bescherte, habe ich nicht beachtet. Gerade noch mit einem blauen Auge davongekommen.


Zum Abendessen gibt es heute nichts, ich bin in einem Motel gelandet. In der Nähe schein es auch kein Gasthaus zu geben. 300 Meter weiter trinke ich noch zwei Bier in einer Kneipe. Wollte nur eines, aber nein , es wäre eine Beleidigung für den >80 jährigen Wirt.

Tag 11

Metzling – Manswörth 150 Kilometer

Regentag, wie es aussieht wird es heute den ganzen Tag regnen.

Der härteste Tag in meiner Radlaufbahn. Morgens in Persenbeug regnet es, das Frühstück genieße ich heute länger, vielleicht hört es doch noch auf. Bahnhof Pöchlarn lacht mich an, bis dorthin sind es aber auch noch 15 Kilometer. Bis Pöchlarn ging es flott voran, zwar Regen aber kein Wind, ein Gedanke, vielleicht könnte ich es bis Krems schaffen das sind noch ca. 30 Kilometer. Das mach ich auch und fahre weiter. Es musste passieren, mit den Kilometern habe ich mich verschätzt und es fängt zu schütten an. Ich quäle mich durch die Wachau. Die Schönheit dieser Gegend entgeht mir total, mein primäres Ziel war das überleben meiner Technik. Endlich in Krems angelangt geht es dann nach dem Motto “eh schon Wurscht” weiter bis Tulln. Dabei erwischt mich natürlich auf schutzloser Dammstrecke vor Zwentendorf ein Regenguß. Hatte das Gefühl das mich fünf Gießkannen gleichzeitig anschütten. Einen Unterstand finde ich erst nach voller Nässe bei der Schleuse Altenwörth.

In der Schleuse warte ich eine Stunde ab, bis das ärgste vorbei ist und radle anschließend weiter bis zur Bärenrast Zwentendorf. Aber das ist noch nicht alles, zwei große Umleitungen alla “Dammbau Stopfenreuth” bleiben mir auch nicht erspart. Relativ spät ca. um 17:00 Uhr komme ich nach Tulln. Zimmer oder weiter? Eine Entscheidung ist gefragt. Da fällt mir auf das ich meine 2012 aufgestellte höchste Tageskilometerentfernung brechen könnte. Also nächstes Ziel Wien. In Tulln war der Wind günstig, leider nur die ersten fünf Kilometer. So durfte ich nochmal 40 Kilometer Gegenwind treten. Und weil ich unbedingt die 150er Marke erreichen wollte war das Ziel Mannswörth nicht Wien Zentrum. Es reicht! Der härteste Trip ever, ist vorbei.

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